Projekt

Abstract

Motivation meines Projets ist es Geschichte zu erhalten, zugänglich zu machen und daran zu erinnern.

Anhand von beispielhaften Schwerpunkten zu dem Thema Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg in Oberfranken soll der Frage nachgegangen werden, wie digitale Möglichkeiten einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten können.

Über das Projekt

Ziel des Seminars war es, ein resourceneffizientes, digitales Informationsexponat zum Thema Kulturraum Hochfranken oder Klimawandel zu entwicklen.
Zunächst konkretisierte ich drei Ideen, von denen ich dann das Thema "Zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus in der Region" wählte.
Während meiner Recherche definierte ich hier Schwerpunkte, die sich vor allem auch an der Umsetzbarkeit im Rahmen des Seminares orientierten: die Geschichte meines Studienortes Münchberg während der Zeit, eine Visualisierung der Daten des Gedenkbuches (Bundesarchiv Deutschland) sowie der Todesmarsch von Schlesiersee nach Volary.
Zunächst entwickelte ich Entwürfe, um die Darstellungsweise zu erproben. Im Anschluss daran defnierte ich das Ziel eines ausstellbaren Exponats für den Todesmarsch und arbeitete Teile meiner anderen Entwürfe weiter aus.

Todesmarsch Schlesiersee - Helmbrechts - Volary

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges werden zahlreiche Frauen und Männer sinnlos in Todesmärschen durch das damalige Nazideutschland getrieben. 106 Tage lang marschiert eine Gruppe von Frauen von Schlesiersee nach Volary, eine Strecke von 800 Kilometern. Von insgesamt 1300 Häftlingen erreichen ungefähr 350 das Ziel. Unterwegs sterben viele an Erschöpfung, Hunger, Krankheit oder Ermordungen. Einige werden in Grünberg und Zwodau von der nach Volary marschierenden Gruppe abgespalten. Nur wenigen Frauen des Todesmarsches gelingt die Flucht.
Grundlagen und Quellen für meine Visualisierungen sind hauptsächlich eine Seite von Yad Vashem zu dem Thema sowie ein Buch des Vereins gegen das Vergessen.

Visualisierungsversuche

Problem während der Ausarbeitung waren immer wieder fehlende Informationen und die hohe Komplexität des Themas. Mir erschien es fast unmöglich, einem solchen Thema innerhalb den mir verfügbaren Mitteln gerecht zu werden. Immer wieder gab es Daten, die ich nicht abbilden konnte.

Ich stellte die Inhalte durch eine Karte und durch eine horizontale Informationsgrafik dar.

AR-Anwendung

Um ein digitales Informationsexponat zu gestalten entschied ich mich sehr schnell dazu, Augmented Reality zu nutzen, um meine Karte digital zu erweitern.
So können Informationen dazu kommen, für die sonst zu wenig Platz ist, die Karte erscheint trotzdem sauber und aufgeräumt.
Hierfür verwendete ich Glitch und Aframe, sowie einige Libraries für Image Tracking und Animation.
Auch hier erstellte ich mehrere Tests und erprobte Darstellungsweisen.

Digitales Austellungsexponat

Das Ergebnis der vorher beschriebenen Schritte kann unter diesem Link abgerufen werden:
Für die AR-Anwendung können die Inhalte nebenan gescannt werden (Karte oder Bilder).

Visualisierung Gedenkbuch des Deutschen Bundesarchives

Im Gedenkbuch des Deutschen Bundesarchives können Informationen zu den jüdischen Opfern unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland von 1933 bis 1945 recherchiert werden. Die Datenbank umfasst, wenn bekannt, Name, Geburtsdatum, Geburts- und Wohnort, Abschiebung,  Inhaftierung, Emigration, Deportationen, Todesort und -datum.

Datengrundlage

Komplexe und individuelle Schicksale in Zahlen und Orten darzustellen ist meiner Meinung nach unmöglich. Die Datengrundlage des Gedenkbuchs, enthält durch die Umstände nicht alle Geschehnisse.
Während meiner Arbeit mit dem Gedenkbuch konnte ich die Probleme und Grenzen dieser Daten erfahren.

Datenverarbeitung

Um an die Daten in Form einer Tabelle zu gelangen, verwendete ich Selenium. Damit wird eine virtuelle Internetsitzung erzeugt, und die Daten können abgefragt und gespeichert werden.

In der Vorarbeit zur Visualisierung bereinigte ich die Daten mit Excel und Visual Studio Code und fragte die Koordinaten der Orte mithilfe von einer Location API und Python ab. Die Orte wurden hier nicht alle, oder teilweise falsch gefunden. Eine händische Korrektur ist mir aufgrund des Datenumfangs nicht möglich.
Zudem musste ich, ebenfalls wegen des Umfangs und der Übersichtlichkeit einige Werte auslassen, wie zum Beispiel mehrere Wohnorte und zu detaillierte Wegbeschreibungen. In meiner Visualisierung konnte ich nur die ersten 5000 Personen berücksichtigen (alle Nachnamen, die mit A beginnen).

Dieser Prozess hat mir vermittelt, dass die Datenbank sowie meine spätere Visualisierung nur ein Abbild der Wirklichkeit ist. Sie können uns einen Eindruck vermitteln, können jedoch keinen definitiven Wahrheitsanspruch erheben.

Datenvisualisierung

Im letzten Schritt erfolgte die Visualisirung in Kepler. Dazu verband ich die einzelnen Orte von Geburts- bis zum Todesort. Schon mit den 5000 Personen, die nur einen Bruchteil des gesamten Gedenkbuchs darstellen, merkte ich, wie Unübersichtlich die Darstellung ist.
Ich erprobte weitere Varianten um Ergebnisse zu erzielen, welche die Gesamtübersicht aufteilt und damit übersichtlicher macht.

Münchberg von 1930 bis 1945

Der Nationalsozialismus hinterlässt auch Spuren in meinem Studienort Münchberg. Um diese zu entdecken recherierte ich in Bibliothek und Stadtarchiv.
Die gefundenen Daten rechnete ich mithilfe von Excel zu schnellen Datenvisualisierungen um.
Schnell entdeckte ich aber, dass es vorallem die Orte waren, die mich beindruckten. Daher entwarf ich Varianten dazu, wie man die Fotografien der Vergangenheit ins hier und jetzt holt.

Vergleich Früher - Heute

Dokuvideo

Fazit

Während der Semesterarbeit war viel zu wenig Zeit um diesem großen und wichtigen Thema gerecht zu werden. Aufgrund des Zeitmangels und designerischen Blickpunktes konnten keine großen Recherchen in Archiven erfolgen. Für das Projekt wurde auf vorhandenes Material zurückgegriffen und daraus ein "Remix" generiert.
Gerne würde ich mich dem Thema auch weiterhin widmen. Gerade in einer Zeit von zunehmendem Radikalismus, ist es mir ein Anliegen die Erinnerungen und Umstände dieser Zeit wach zu halten.

Literaturliste, weitere Informationen und Projekte

Münchberg

Engelbrecht, Peter: Der Krieg ist aus. Frühjahr 1945 in Oberfranken, Weißenstadt 2015Geisler, Siegfried: Münchberg im 20. Jahrhundert, eine Chronik nach der MHZ. Teil I: 1901 bis 1945, Weißenstadt 2010Stadtarchiv Münchberg

Todesmärsche und Außenlager Helmbrechts

Bayerischer Rundfunk (2015): Todesmärsche von Flossenbürg: Zeitzeuge berichtet von Befreiung. Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=xb7Twu2RQeI (Stand: 26.05.2023)Bayerischer Rundfunk (2017): Vergessene Außenlager: Wenn Gras über Geschichte wächst. Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=Wt9-D9eq4Bw (Stand: 26.05.2023)Benz, Wolfgang / Distel Barbara: Flossenbürg. Das Konzentrationslager Flossenbürg und seine Außenlager, München 2007 (S. 134-137)KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (2023): KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Online unter: https://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/de/ (Stand: 26.05.2023)Susan Silas (2012): Helmbrechts Walk. Online unter: http://www.helmbrechtswalk.com/ (Stand: 26.05.2023)Verein gegen das Vergessen e.V.: Das Frauenkonzentrations- und Außenlager Helmbrechts. Der Todesmarsch von Helmbrechts nach Volary CZ / Wallern, Schwarzenbach an der Saale 2019Yad Vashem (2023): Der Todesmarsch nach Volary. Online unter: https://www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/volary_death_march/index.asp (Stand: 26.05.2023)

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Dr. habil. Echternkamp, Jörg (2015): Chronologische Übersicht: Der Zweite Weltkrieg. Online unter: https://www.bpb.de/themen/nationalsozialismus-zweiter-weltkrieg/der-zweite-weltkrieg/203726/chronologische-uebersicht-der-zweite-weltkrieg/ (Stand: 25.06.23)KZ-Gedenkstätte Flossenbürg: Keeping Memories. Online unter: https://keepingmemories.gedenkstaette-flossenbuerg.de/memories/samuel-bruckner-entscheidung-gegen-eine-auswanderung-nach-palastina-1935 (Stand: 26.05.2023)pbs / Frontline: Momory of the Camps. Online unter: https://www.pbs.org/wgbh/frontline/documentary/memory-of-the-camps/ (Stand: 26.05.2023)Yad Vashem: The World Holocaust Remembrance Center. Online unter: https://www.yadvashem.org/ (Stand: 25.06.23)

Kontakt

Theresa Gebhardt
Kommunikationsdesign, 6. Semester
Campus Münchberg, Hochschule Hof
theresa.gebhardt@hof-university.de